Tag 8 / 28.07.21 Compleiro O Pineiral - Vilar de Cas / 35 km

Nach einer Höllennacht wegen heftigster Hüftschmerzen sind wir beide recht früh wach geworden. Nachdem wir unsere Socken noch einer Sonderbehandlung im Trockner unterzogen haben und das Frühstück vom Buffet verputzt haben, standen wir doch tatsächlich 09 Uhr startklar am Weg. Wir waren stolz auf uns, denn heute sollte es die Königsetappe werden. Die ersten Kilometer zogen sich, bis sich alle Wehwehchen verflüchtigt hatten, der Rucksack in der richtigen Position saß und die Schuhe und Füße eine Einheit gebildet hatten. Aber dann lief es wie am Schnürchen.

Auf einer Anhöhe machten wir an einer Ruine einer alten Pilgerherberge Rast. Ein Spanier hockte da auch schon. Allerdings wollte ich meinem K-Problem nachgehen bevor wir mit unserer Siesta beginnen. Und dann kommt der Spanier und labert mich wegen Stonehenge und Hinkelstein voll und ich bin nur darauf bedacht die Arschbacken zusammenzukneifen. Als mir dann vor lauter Stress rausplatzte "Nimm Deinen Stein und verpiss Dich" haben Gabi und ich uns vor lachen nicht mehr eingekriegt. In dem Moment war es für mich nicht lustig.

Unterwegs gabelten wir wieder unsere italienische Therapeutin auf und gingen dann gemeinsam auf Barsuche. Leider fallen wir auch nach einer Woche immer noch auf Fakenews rein. Ganz besonders im Bezug auf Bars oder andere Verpflegungspunkte. Man muss wissen, dass es auf dem Primitivo wirklich nur sehe wenige Ortschaften gibt, eher sind es kleine Bauernsiedlungen. Da kommt es dann schon mal vor, dass man 13 km laufen muss, bis der Magen was zu tun kriegt. Auch diesmal erging es uns wieder so ... Unterwegs kamen wir an einem lauschigen Plätzchen vorbei, mit Kissen und Liegen und Pool. Ein Schild für selbstgemachte Limonade und Kaffee ließ unsere Herzen höher schlagen. Aber es war keiner da, der uns hätte was anbieten können. Aber dann konnten wir 3 schön Pause machen.

Wir sind noch nicht lange genug unterwegs, als dass auch Gabi ein trockenes Bogadillo mit Käse bejubelt als hätte sie nen 4 Gänge Menü. Aber momentan gibt's nix anderes. Ich habe leider immer noch das K-Problem und damit ich nicht ständig meinen Rucksack auf der Straße fallen lassen muss, um im Busch zu verschwinden, nutze ich stattdessen das Klo mit Fernsicht in der Bar. Ich habe aufgehört zu recherchieren, von was das K-Problem kommt und trinke auch wieder Bier. Nach 3 km kam dann tatsächlich schon die nächste Bar/Klo, aber Iria wollte dann auch weiter. Für sie waren es nur noch 3 km bis Okadavo in ihre Unterkunft. Wir hatten noch eine lange Schicht vor uns. Auch die mittleren Kilometer ziehen sich manchmal ...

Kurz hatten wir überlegt in Okadavo zu bleiben, aber da war der Hund begraben. Die Überlegung rührte daher, dass wir wieder dem Kilometerbeschiss auf den Leim gegangen sind. Laut Track hätte unsere Etappe 35 km lang sein sollen, aber wir hatten in Okadavo schon 28 und von dort bis Castroverde schlugen nochmal 7 km auffe Uhr und dann wären es noch 6 km bis zum Ziel. Das ist sehr krass. Aber uns eilt ein Ruf voraus "The strong Woman from Primitivo" und dem gilt es gerecht zu werden. Also ließen wir Okadavo hinter uns und spulten die 7 km bis Castroverde ab. Das ging wider Erwartens doch recht gut, allerdings war es nun auch schon kurz nach 8 und wir würden mit Sicherheit noch über 2 Std. bis zu unserer Herberge brauchen. Bei einem Entscheidungsbier und einer Schüssel Chips suchten wir nach einer Lösung.

Nach sehr guten Abwägen haben wir uns entschieden Castroverde als Etappenziel anzuerkennen und mit dem Taxi zur Herberge zu fahren. Allerdings wollten wir dem Mitpilgerer aus Lithauen diesen Spaß nicht gönnen. Das Taxi war schnell bestellt. Zu unserem Erstaunen erklärte uns der Taxifahrer, dass es sogar 9 km bis Vilar de Cas sind, also alles richtig gemacht. Als wir in der Herberge ankamen trauten wir unseren Augen kaum. Ein alter Bauernhof hochmodern und schick eingerichtet, wir standen mit offenem.Mund in der Empfangshalle und konnten es kaum glauben. Wir bekamen gleich lecker zu essen und bezogen unser Doppelstockbett mit Gardine. Gabi gab noch ne kurze Vorstellung. Die Dusche war herrlich und wir waren einfach nur froh, hier gelandet zu sein. Auch ich konnte mit Drogen und Kissenbergen gut schlafen. Die Unterkunft war das absolute Highlight.









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